30 Jahre Pharmazie an der Bundesstraße
Meine sehr geehrten
Damen und Herren,
mir ist der
ehrenvolle Auftrag zu teil geworden Ihnen heute einiges zur Geschichte der Pharmazie
in Hamburg , insbesondere des Instituts für Pharmazeutische Chemie, nach der
Neu-Strukturierung Institut für Pharmazie, nahe zu bringen. Ich kann Ihnen dabei,
dies als Entschuldigung vorweg, z.T. sehr persönliche Erinnerungen nicht
ersparen, da ich dem Institut von 1967 (wieso schon im zarten Alter von 17
Jahren, erläutere ich noch) bis 1995,
Abschluss meines letzten Doktoranden in Hamburg, verbunden war und sein Schicksal noch heute mit Interesse
verfolge. Bei Beschäftigung mit
diesem Jubiläum stellte ich dann fest, dass, naturwissenschaftlich exakt, wir
eigentlich entweder zu früh oder zu spät feiern. Dass dennoch der
Termin angemessen gewählt ist, darauf
komme ich noch zurück.
Wenn in 100 Jahren
die Universität Hamburg, Geburtsjahrgang 1919,
zum Kreis der alt-ehrwürdigen Universitäten gehört, werden wir ihr die
nachfolgende Story aus ihren Kindertagen vielleicht verziehen haben.
Die Pharmazie[1]
war bei Gründung der Universität nicht berücksichtigt worden !
Obwohl die
„Pharmazeutische Gesellschaft der Hamburger Apothekerschaft“, gründet
1801, der 1818 von Hamburger Pharmazieräten gegründete „Wissenschaftlichen Verein“ und die 1824
gegründeten „Pharmazeutische Lehranstalt“,
eine amtlichen Einrichtung des Senates der Freien und Hansestadt Hamburg, als
frühe Vorläufer der Universität gelten können. Es nützt auch nichts,
dass seit 1908 die Pharmazie in den Unterrichtsveranstaltungen des „Hamburgischen
Kolonialinstituts“, dem unmittelbaren Vorläufer der Universität, durch Wilhelm
Göhlich[2],
Apotheker und später als Professor mit Lehrauftrag am Chemischen Staatsinstitut für Angewandte Chemie tätig,
vertreten war. Doch die alte Mutter
Pharmazie, selbst ein Kind der Materia medica in der Medizin, ist ja gewohnt,
dass man grob mit ihr umspringt. Muss sie doch bisweilen sogar heute noch feststellen, dass sie von ihrer
Tochter, der Chymiatrie, nachdem diese sich in Chemie umtaufen ließ, als
Herkunft verleugnet wird. Vermutlich liegt das daran, dass sie in ihrer Jugend
mit Fecht- und Tanzkunst auf einer Stufe stand und man sich, als man
universitär wurde, der nichtakademischen
handwerklichen Verwandtschaft schämte. Da ich den Protest
der Chemikerkollegen an dieser Stelle erwarte, möchte ich Ihnen sagen, dass
nach Arbeiten[3]
von Schlenz, Schneider und Hickel, alles renommierte Pharmaziehistoriker, bis
Mitte des 18. Jahrhunderts die „Chemiker“ überwiegend Ärzte waren. Hufbauer[4]. hat 1982 die „Chemiker“- Geburtsjahrgänge 1700 - 1795
ausgewertet und festgestellt, dass 45 %
eine pharmazeutische Ausbildung hatten, womit diese Berufsgruppe vor den Ärzten
den größten Anteil stellte. Festzuhalten bleibt
aber, dass die wissenschaftliche Pharmazie in Hamburg somit 1998 entweder 197, 180 ,174, 104 oder 90 Jahre alt wird.
Warum ? Weil Hamburg
1894 § 1 des Statuts der „Pharmazeutischen Lehranstalt“ neu formuliert
wurde. Zitat : „Die Pharmazeutische Lehranstalt ist eine dem hamburgischen Senat
gehörige und von demselben unterhaltene wissenschaftliche Anstalt“, Zitat Ende.
Doch halt! Ich stieß auf ein besonderes Dokument, das den 104. Geburtstag noch besser belegt.
Das Bild zeigt eine kostbare Originalausgabe
mit dem Druckdatum 1894 der
KapVO., die mich und die Kollegen in
meiner Zeit an der Universität besonders quälte. Damit Sie nicht an einen
Computertrick glauben, führe ich das Original zur Einsicht mit. Doch weiteres
Nachdenken ergab, um Einstein zu zitieren, dass es sich vermutlich doch um
einen Druckfehler handelt.
Bereits im ersten
Semester der neu gegründeten Universität, im WS 1919/1920, wurde
schon 3 SWS Pharmazeutische
Chemie durch Göhlich gelesen und ab
1920 auch entsprechende Übungen abgehalten. Als Göhlich
erkrankte, übernahm Karl Kindler die Vorlesung. Bis 1924 boten dann Göhlich und
Kindler beide Pharmazeutische Chemie
an, und nach Göhlichs Tod 1928 vertraute man Kindler die Leitung des sogn. „
Pharmazeutisch - Chemischen Praktikums“ als eigene Abteilung unter Ernennung
zum apl. Professor an.
Hier ist ein kurzer
Einschub zu machen.
Nach der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus waren auch die Strukturen der wissenschaftlichen Fachgesellschaften zerstört. Um so bemerkenswerter ist es, dass schon am 19.Juni 1946 12 Männer der praktischen Pharmazie, darunter Dr. Eugen Unna, Apotheker und später Senator Jo von Fisenne und Apotheker Jobst Mielck unter der Führung von Dr. Paul Runge zusammentrafen, um in Hamburg die von Hermann Thoms in Berlin 1890 begründete „Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft“ neu zu gründen. Die Unterstützung dieser Männer der Praxis mit Sinn für die Wissenschaft ermöglichten Karl Kindler, er war 1945 - 46 als Leiter einer chemischen Fabrik wieder nach Hamburg zurückgekehrt, 1946 den Auftrag der math.- nat. Fakultät, ein Pharmazeutisches Institut neu zu gründen, zu erfüllen. Da die Staatsinstitute zerstört waren, fand Kindler in einem Flügel des Schlosses Reinbeck
mit
Unterstützung der Hamburger Apothekerschaft
und der pharmazeutischen Industrie eine Unterkunft für die Pharmazie. Im SS 1946 begann der
Vorlesungsbetrieb, im WS die Praktika, bezeichnenderweise mit 90 Praktikanten
auf 45 Studienplätzen.
Ich möchte Ihnen hier
einen akademischen Stammbaum der Pharmazie Hamburg präsentieren . Bis 1966 war sie
institutionell nur die Pharmazeutische Chemie, ab dann mit der Pharmazeutischen Technologie in einem Institut. Erst ab
1992, durch Aufnahme der
Pharmazeutischen Biologie, wurde sie zu einer 3/4 Pharmazie. Die Pharmakologie
gehört ja, soll man sagen noch (?) zum
Fachbereich Medizin, da meines Wissens ein Prüfauftrag zur Verlagerung seit
Jahren ruht.
(STAMMBAUM
I) Eine gewisse Willkür,
wessen Lebensdaten ich erwähne, werde ich mir dabei erlauben.
Institutionen werden
immer durch Menschen geprägt, so auch dieses Institut.
Karl Kindler geb. 7.9.1891 in Deutsch-Lissa, Studium der
Naturwissenschaften und Chemie in Breslau und Innsbruck, chemisches
Verbandsexamen, Promotion 1916 bei Gadamer in Breslau, 1923 Habilitation in
Hamburg und 1928 apl. Professor in
Hamburg.
Die weiteren
Lebensdaten wurden schon vorstehend erwähnt.
Karl Kindler[5]
wurde 1950 zum ordentlichen Professor ernannt und wirkte bis zu seiner
Emeritierung 1959 in Reinbeck.
Aus dieser Zeit
möchte ich aus dem ersten Studienführer der Universität von 1955 verkürzt
zitieren, in dem Kindler schrieb: „Die
Ausbildung des Apothekers gliedert sich in drei Abschnitte, darunter ein
Hochschulstudium von 6 Semestern, dass in absehbarer Zeit um 2 Semester
verlängert werden dürfte“. Zitat Ende.
Wie wir wissen
dauerte die „absehbare Zeit“ noch bei 1989.
Kindler - Schüler,
die sich habilitierten und später Hochschullehrer wurden und eine Verbindung
zur Hamburger Pharmazie hatten waren Herbert Oelschläger, der nach Frankfurt
wechselte und heute als 77jähriger Altmeister der Pharmazie immer noch in Jena
tätig ist, sowie Dieter Matthies und
Klaus Lührs, die in Hamburg verblieben.
Zu Kindlers
Nachfolger wurde von 1959 bis 1963 Felix Zymalkowski. Was vermutlich aber nicht
allgemein bekannt ist, ist, dass Herbert Oelschläger als junger Privatdozent
während einer schweren Erkrankung Kindlers für 13 Monate das Institut
kommissarisch geleitet hat[6].
In der Amtszeit
Zymalkowskis wurden bereits die ersten
Pläne für einen Neubau gemacht. Die Laboratorien im Schloß waren mit
Holzfußböden und dem Mangel an Abzügen einfach nicht mehr zeitgemäß.
Bereits 1963 folgte
Zymalkowski. einem Ruf nach Bonn[7].
Dabei folgten ihm eine ganze Reihe seiner Mitarbeiter, von denen er einige schon aus Kiel mitgebracht hatte.
Soweit auch sie
„Hamburger Wurzeln“ oder eine „Hamburger Durchgangsstation“ hatten, sind sie im
Stammbaum aufgeführt[8].
Noch 1963 wurde der
Böhme - Schüler Norbert Kreutzkamp, aus Berlin kommend, zum Ordinarius und Direktor des Instituts
berufen. In seine Amtszeit
fiel die Umsetzung der Planung des Institutsneubaus am Laufgraben, das dann
später ohne Umzug zu Adresse Bundesstrasse wurde, da diese an der anderen
Institutsseite vorbeiführte.
Hierbei möchte ich Ihnen eine persönliche Kostbarkeit präsentieren.
Auf dieser von mir mit 17 Jahren photographierten Bildersequenz sehen Sie die Neubauten der Chemischen Staatsinstitute. Kundige werden die Polizeikaserne entdecken, den Vorläufer - Bau der TMC. Sie sehen, ich wußte schon 1967, dass ich diesen Vortrag halten würde; wahrer Grund ist allerdings, dass mein Vater Architekt war und ich die Photos für ihn machte. Der eigentliche Umzug erfolgte dann 1969, also genaugenommen vor 29 und nicht 30 Jahren, aber immerhin das bisher beste Ergebnis, auf ein Jahr genau ein runder Geburtstag. Ich zeigt Ihnen hier bewusst
eine Zeichnung des Baues, wegen der jetzt nötigen Sanierung schien mir dies angemessener als ein aktuelles Photo. Einige Wort über meinen verehrten Lehrer Professor Kreutzkamp.Wir alle kennen ihn,
vermutlich so:
ohne brennende Orienttabak - Zigarette war er
kaum zu sehen. Spötter behaupteten, dass die ungewöhnliche Marke, Senussi wenn
ich mich recht erinnere, ausschließlich für ihn produziert würde. Norbert Kreutzkamp[9] wurde am
28.08.1923 in Oberhausen im Rheinland als Sohn eines Hüttenbeamten geboren.
1942 Reifeprüfung, Apothekerpraktikant und Wehrmachtseinberufung. 1944
Vorexamen während eines Studienurlaubs, 1945 bis 1946 franz.
Kriegsgefangenschaft, 1947 Pharmaziestudium in Marburg, 1950 Staatexamen und
Approbation, 1952 Diplomprüfung in Chemie, 1952 Promotion bei Horst Böhme. 1957
Habilitation, Oberassistent in Marburg. Ab 1961 Extraordinarius an der
FU - Berlin, 1963 Ordinarius in Hamburg. 1988 Emeritierung, am 28.06. 1994[10]
in Hamburg verstorben.
Sein
wissenschaftliches Werk[11]
wurde von Professor Hanefeld in der DAZ 1988 gewürdigt, nur fünf weitere unter
seiner Anleitung entstandene Doktorarbeiten[12]sind zu
ergänzen.
Mein erster
persönlicher Kontakt mit der Hamburger Pharmazie und auch Professor Kreutzkamp
datiert aus dem Jahr 1973. Ich studierte damals Lebensmittelchemie und wollte
mir aus Neugierde eine Vorlesung in der Pharmazie anhören. So landete ich in
der dritten Reihe des Hörsaals, man will ja gut sehen und hören, einer Kreutzkamp
- Vorlesung. Wer solche Vorlesungen erlebt hat, kann jetzt mein Erschrecken und Erstaunen nachvollziehen.
Professor Kreutzkamp rief nicht nur Studenten zur Darstellung von
Arzneistoffsynthesen an die Tafel, er stellte auch Zwischenfragen an die
Studenten. Wie ich, allerdings erst später, herausbekam, nur an die ersten
Reihen, in denen das 6. und 7. Fachsemester zu sitzen hatte. Aber ich habe
damals eine Vorlesung lang geschwitzt,
wie ich antworten würde, wenn er mich plötzlich fragen würde, das Ereignis trat
aber nicht ein. Später habe ich dann miterlebt, wie er, als kein Student eine
bestimmte Synthese hin bekam, „auch die
Herrschaften in den weißen Kitteln“, das waren die Assistenten, die in den
obersten Reihen saßen, Vorlesung beim Chef war Pflicht, aufforderte sich zu
beteiligen und Eric Larsson, damals Assistentensprecher, an die Tafel kam und
die Synthese vorführte. Aber er hatte auch
andere Seiten, z.B. zu feiern verstand er, wie das Bild belegt.
Besonders erwähnen
muss man dabei sein Stehvermögen. Ich hätte mich nicht getraut eine Wette
einzugehen, er Korn, 1cl, ich Bier,
10cl, wer schafft mehr. Dennoch war er
mit Sicherheit der erste im Institut und arbeitete, als ob keine Feier gewesen
sei. Gewährsleute haben mir berichtet, dass er in früheren Jahren direkt von
der Feier ins Labor zu gehen pflegte.
Nun muss ich zu dem schwierigen Problem der Ko - Evolution mit der Biologie und der Technologie kommen. Auch hierzu möchte ich Ihnen einen Stammbaum
(STAMMBAUM
2) für die Biologie und Technologie präsentieren.
Anders als an vielen
Pharmazeutischen Instituten, gehörte die Pharmazeutische Chemie zur Chemie,
später zum Fachbereich Chemie, die Pharmazeutische Biologie als Pharmakognosie
zur angewandten Botanik, später
Fachbereich Biologie. Die Gründung eines Instituts für Pharmazie erfolgte, wie
erwähnt, erst 1992, obwohl der Universitätspräsident die Verlagerung der
Pharmakognosie bereits am 10.10 1986 entschieden hatte. Soweit ich es
beurteilen kann waren die Beziehungen jedoch trotz der Fachbereichsgrenzen
freundschaftlich-kollegial. Erste
Hochschullehrerin für Pharmakognosie in Hamburg war Ilse Esdorn. Zu ihren
Lebensdaten gleichfalls im Telegramstil: Am 08.01.1897 in Braunschweig geboren,
Staatsexamen 1922 in Braunschweig, 1924 Promotion bei Gassner, 1930
Habilitation in Hamburg, als erste Frau
überhaupt für ein Pharmazeutisches Fach. Ernennung zur Professorin 1941.
Von 1950 bis 1962 zur
Emeritierung Leiterin der Abteilung Pharmakognosie, am 05.09.1985 ist sie
verstorben[13].
Die Übergangszeit bis
zur Berufung Professor Sprechers ist mir nicht völlig klar. Wenn ich die
Situation richtig recherchiert habe wurde die Pharmakognosie in dieser Zeit
durch Professor Friedrich vertreten. An dieser Stelle lasse ich aber eine
bewusste Lücke, die Kollegen der Pharmazeutischen Biologie haben demnächst ja
auch „Feier-Verpflichtungen“ und dort muss es ja auch noch Neues zu berichten
geben.
Die Person des
praktisch tätigen Apothekers Fritz Neuwald, geboren 13.04.1912, gestorben
29.12.1984[14],
ist besonders interessant, da sie einen Pharmakognostisch - Technologischen
Link darstellt. Die Lebensdaten:
Staatsex. 1935, Prom. 1937 in Braunschweig bei Jaretzky,
Approbation, 1938 Habilitation und
venea legendi für Pharmakognosie 1949. Doch jetzt der Wechsel, ab WS 49/50
Lehre in Galenischer Pharmazie im Privatlaboratorium in Blankenese, ab 1953 in
seiner gepachteten Apotheke, 1958 in seiner eigenen Apotheke in Bad Bramstedt.
Dort wurden von ihm auch Studenten betreut und Doktorarbeiten angefertigt
.Ab 1956 apl. Professor für galenische
Pharmazie an der Universität Hamburg.
Er war Inhaber
einiger Patente zu eingeführten Produkten in der Fettchemie, z.B. Miglyol.
Die Angelegenheit
scheint mir der Nachforschung durchaus
wert, allerdings in anderem Rahmen.
Im Jahre 1966, dieses Jahr auch kein runder Geburtstag zu 1998, also noch in Reinbeck, kam ein Ordinariat für Pharmazeutische Technologie in das Institut, das mit Heinz Sucker (Jg 1928) aus Erlangen besetzt wurde. Dieser vollzog für seine Abteilung den Umzug in den Neubau mit, bis er 1972, manche sagen verärgert über die Hamburger Situation, nach Basel in die Industrie wechselte. 1968 wurde Ewald Sprecher, von Karlsruhe kommend, auf den Lehrstuhl berufen. Zu seinem Lebenslauf[15], möchte ich nur auf die Veröffentlichungen seiner Kollegen und Schüler zu seinen runden Geburtstagen verweisen. Aus seiner Schule ging z.B. auch Professor Karl-Heinz Kubeczka[16] hervor. Einen weiteren, leider viel zu früh verstorbenen Hamburger Hochschullehrer gilt es in Professor Kraus zu erwähnen.
Seine Lebensdaten: Ljubomir Kraus wurde am 02.07. 1923 in Prag geboren,
1942 Abitur und mehr als 15 Monate KZ-Aufenthalt, 1948 Magisterprüfung, 1951
Promotion. Bis 1952 an der Universität, bis 1968 am Institut für Arzneimittel
in Prag. Ab 1968 Gastdozent und Mitarbeit am DC-Projekt bei Egon Stahl in Saarbrücken
Durch die Ereignisse in seiner Heimat, und um ein Missverständnis wegen des
Namens auszuräumen, nicht deutsch-stämmig, Verbleib in Deutschland. 1973 Ruf
als wissenschaftlicher Rat und Professor nach Hamburg, 1975 als Professor am
Lehrstuhl für Pharmakognosie, 1988 Leiter der Pharmakognosie, nach seiner
Pensionierung Rückkehr nach Saarbrücken, dort im 2. und 3. Abschnitt der Pharm.
Prüfung, als Buchautor und Vortragender tätig, am 21.08.1994 verstorben[17].
Sein wissenschaftliches Werk[18]
wurde von Professor Sprecher in der DAZ
1988 gewürdigt und 1993 ergänzt.
Professor Kraus war der erste Hochschullehrer, den ich 1975 in einem Praktikum leibhaftig, ich sage das bewusst, als Betreuer erlebte. Er begeisterte mich durch sein Engagement und Wissen und beruhigte mich, als aus der Chemie zur Pharmazie gekommenen dadurch, dass ich ihn als Phytochemiker und nicht als Systematiker wahrnahm. In seinen letzten Lebensjahren haben sich unsere Wege, wie dies Bild
vom 75. Geburtstag des tschechischen
Arzneimittelinstituts im Jahre 1993 zeigt, wieder gekreuzt. Ich glaube, dass
die ihm dort zuteil gewordene Ehre, als Ehrenmitglied des wissenschaftlichen
Kollegiums seines alten Instituts ernannt zu werden, ihm fast mehr als die
Verdienstmedaille, die er als UN-Berater für sein Engagement für Osteuropa nach
der Wende erhielt, bedeutete. Sein selbstloses
Wirken für den Osten nach dem Umbruch
im Allgemeinen und für seine Heimat im Besonderen habe ich sehr bewundert. Ich
durfte damals Tschechien beim Aufbau eines modernen Arzneimittelgesetzes
beraten und noch heute, zuletzt am 5.
und 6. 10 diesen Jahres als Gäste in Köln, beim Aufbau eines Medizinprodukteinformationssystems. So ist von den Ideen,
die wir damals zusammen entwickelten, nach seinem Tod doch etwas bis heute
geblieben.
Im Jahre 1973[19]
übernahm Jobst B. Mielck, (Jg.1938) die Professur für
Pharmazeutische Technologie, die er bis
heute innehat. Halt !
Hier haben wir ein
Jubiläum, 25 Jahre Lehrstuhlinhaber, verknüpft mit Professor Mielck, man wird sicher heute noch darauf
zurückkommen. Näher lernte ich das
Institut für Pharmazeutische Chemie dann kennen, als ich 1974/75 begann, auch
Pharmazie zu studieren.
In meine Assistentenzeit fallen dann, neben lustigen Laborfeten, für die es immer einen Anlass gab und die sicher ein Horror nach heutigen Sicherheitsbestimmungen waren, auch Aufräumarbeiten für die Studenten,
hier nach Explosion einer auch damals schon
illegalen Flasche undefinierter Lösungsmittelreste. Beim Zusammenfegen der
Glassplitter hatte ich übrigens prominente Hilfe,
den schon erwähnten Eric Larsson, hier
stellvertretend für die Vielzahl Hamburger Doktoranden, die später in der
Industrie Karriere machten.
Vermutlich 1979 ein herausragendes Jahr in der Geschichte des Instituts,
da
hier die Jahrestagung der DPhG, also am Ort ihrer Wiedergründung nach dem Krieg, bisher erste und einzige
Jahrestagung der Pharmazeutischen Gesellschaft in Hamburg, statt fand.
Wir Assistenten waren
zum Diaschieben eingeteilt und konnten somit leider nicht immer die Vorträge
unserer Wahl hören. Dennoch war alles, was Rang und Namen in der Deutschen
Pharmazie hatte und hat, vertreten.
Aber auch die nächsten Hamburger Wissenschaftlergenerationen möchte ich erwähnen, daher hier die Komplettierung des Stammbaums.
( STAMMBAUM
3)
Wolfgang Hanefeld,
Schüler Kreutzkamps, heute in Marburg, Jochen Lehmann, Addoptivschüler
Zymalkowskis, nach 5 jährigem Zwischenspiel heute wieder in Bonn, ich selbst.
The
story is to be continued.
Die nächsten Bilder zeigen die Kollegen, die Hamburg wieder verlassen haben.
Wolfgang Hanefeld (23.08.1941) Rechts im Bild. Soweit ich recherchieren konnte sind in seiner Hamburger Zeit 5 Dissertationen und mindestens 32 Publikationen entstanden, ich selbst, Mitte, 29 Publikationen, 1 Diplom und 2 Doktorarbeiten und ein Buch; und
Jochen Lehmann auf seiner grandiosen Abschiedsfeier für das ganze Institut mit seiner Jazz-Band, mit Saxophon. Aus seiner Zeit in Hamburg stammen mindestens 3 Doktorarbeiten und 8 Publikationen. Leider sind die Hamburger Forschungsberichte nicht immer vollständig, so dass u.U. mehr Arbeiten zu erwähnen wären. Weiterhin ist
Dieter Matthies, der 1993 krankheitsbedingt
in den vorgezogenen Ruhestand ging,
hier rechts auf einem Arbeitskreisausflug 1979, zu nennen. Aus seiner Zeit in
Hamburg stammen 17 Doktorarbeiten, 1 Diplomarbeit, mindesten 30
Originalarbeiten und sein Buch „Biochemische Formelsammlung“.
Auch der Stammbaum von Biologie und Technologie ist zu komplettieren.
(STAMMBAUM 4) Als Schülerin von Professor Kubeczka ist Elisabeth Stahl-Biskup anzuführen, die bis heute am Institut als Professorin in guter Tradition nach Frau Esdorn tätig ist, dann Karl-Heinz Kubeczka selbst, der nach Stationen in Hamburg und Würzburg seinem Lehrer Ewald Sprecher als Lehrstuhlinhaber nachfolgte, und in dessen Amtszeit die Gründung des Institutes für Pharmazie 1992 fällt, sein Schüler Wulf Schultze , die Kraus-Schülerin Gesa Reher sowie die Addoptiv-Schülerin von Professor Mielck, Frederike Podczek. Als mein vorletztes Bild
habe ich Ihnen Unterschriften einiger
Hamburger Hochschullehrer zusammengestellt, leider hatte ich nicht von allen
Schriftproben. Wer alle zuordnen kann und dies mir nachher mitteilt, gewinnt
eine Einladung zu mir nach Köln.
Zu meinem Fazit, was
ist an der Hamburger Pharmazie besonders, was hat sie der Pharmazeutischen
Wissenschaft gegeben ?
Zu beiden Herren
fühle ich mich übrigens wissenschaftlich verwandt, wenn auch als „verarmter
Zweig“ der Familie, da ich heute als
Medizininformatiker tätig bin.
Beweis: Kindler (Vater) ---->
Oelschläger/Matthies (Söhne) und ich Enkel bezüglich der Promotion;
Böhme (Großvater)
----> Zinner/ Kreutzkamp (Väter) und Geffken/Schweim (Sohn und Addoptivsohn)
bezüglich der Habilitation. Wer kann sich noch
solcher bedeutender wissenschaftlicher Verwandte rühmen ?
Hamburg hat darüber
hinaus eine bedeutende Tradition in solider präparativer Chemie und genau damit
Erfolg, nicht mit der Verfolgung kurzlebiger Moden.
Ich sage voraus, dass
dieser Weg noch weitere Erfolge zeitigen wird.
Doch weder Fomocain
noch Famoxadon können der wahre Anlaß für unsere Feier ein, obwohl da letztere
ob seiner Bedeutung sicher Anlaß gäbe, aber es ist einfach noch zu neu. Ihnen sind meine
Andeutungen sicher aufgefallen.
Wir finden mit dem Geburtsdatum von Herrn
Professor Mielck den verbindenden Anlass für alle Daten und die Rechtfertigung
für unsere Feier.
Auf meinem Bild sehen sie auch die vereinende
Kraft, die Herr Professor Mielck ausstrahlt.
Hier legt er beruhigend
seinen Arm um einen Doktoranden der Pharmazeutischen Chemie, den er gerade
geprüft hat. Ich finde, das Bild versinnbildlicht, wie Professor Mielck in
seiner Zeit als Geschäftsführender Direktor sich um das ganze Institut bemüht
und verdient gemacht hat. In Herrn Professor
Mielck einen verdienten Wissenschaftler und Hochschullehrer ehren zu können,
der, so der Zufall will, heute 60ten Geburtstag hat und dieses Jahr 25 Jahre
Lehrstuhlinhaber ist, ist sicher Grund
genug für eine Trippelfeier mit 30
Jahre Pharmazie an der Bundesstraße.
Damit möchte ich Ihnen, Herr Professor Mielck, meine persönlichen Glückwünsche aussprechen und Ihnen, meine Damen und Herren, für die Geduld mit mir danken.
Mein Wissen über die Zeit bis 1968 stammt, wenn nicht anders erwähnt,
aus: R. Schmitz, Die Deutschen Pharmazeutischen Hochschulinstitute, Deutscher Apoth. Verlag Stuttgart 1969. |
|
Wilhelm Göhlich, geb. 21.08.1864 in Breslau,
gest. 22.07. 1928 in Hamburg, Apotheker, Prom.1915, titl. Professor 1920,
Lehrbeauftragter a. Chem. Staatsinst. f. Angew. Chem., Vorst. d.
Untersuchungsamtes Hamburg |
|
Aus: B. Beyerlein, Pharmazie als
Hochschuldiziplin, Wiss.Verl.Ges. 1991 S. 17 zit.
Lit. |
|
Karl Hufbauer, The
formation of the german chemical community (1720 - 1795), Bekley 1982. |
|
Wie 1 |
|
PZ 104, v. 10.12.1959 |
|
PZ 108, v. 14.02.1963 |
|
DAZ 123, 2230 (1983) |
|
aus: W. Hanefeld, 60 Jahre, DAZ, 123, 1590 - 1591 (1883) |
|
F.-C. Cygan, Nachruf, DAZ 134,
2708 (1994) |
|
65 Jahre, DAZ 33, 1726 -1727 (1988) |
|
„Zur Kenntnis neuartiger Amide und Hydrazide
der Thiokohlensäure und Kohlensäure“, Detlev Liermann, Hamburg 1987
„Über den Einfluß ß-ständiger funktioneller Gruppen im Esterteil
von Dithiourethanen auf die fungistatische Wirkung“, Matthias Bayer, Hamburg 1988
„Zur Kenntnis von
Dithiourethanen mit heterocyclischem Esterteil“, Anja Sierwald, Hamburg 1989
„Neue Synthesen
substituierter Thiosemicarbazide und verwandter Verbindungen“, Matthias Gäbelein, Hamburg 1990 „Über die Synthese und Wirkung von Thioamid-Derivaten mit fungiziden Eigenschaften“, Heidi Elisabeth Horst, Hamburg 1991 |
|
[13] |
R. Bassler, Nachruf, DAZ 125,
1939 (1985) |
[14] |
K. Teuber, Nachruf, DAZ 125,
1050 (1985) |
[15] |
65 Jahre, DAZ 127, 2373
(1987); 70 Jahre, DAZ 132, 2546
(1992) |
[16] |
E. Sprecher ,60 Jahre, DAZ 140, 1161 (1995) |
[17] |
Nachruf, DAZ 134, 3372 (1994) |
[18] |
60 Jahre, DAZ 123, 1411 -1413
(1988); 70 Jahre, DAZ 133, 2436
(1993) |
[19] |
Nachtrag: Der offizielle Dienstantritt erfolgte erst 1974 (pers. Mitteilung von Prof. Mielck) |